
Was ist Gestalttherapie ?
Bei der Gestalttherapie handelt es sich um ein ganzheitliches Psychotherapieverfahren aus dem Bereich der Humanistischen Psychologie.
Diese wurde in den 1950er und 1960er Jahren in erster Linie von Fritz und Lore Perls entwickelt. Beide Begründer waren Psychoanalytiker. Jedoch entfernten sie sich in ihrer praktischen Arbeit seit 1940 von der Psychoanalyse und schlugen eigene Wege ein. Der Begriff „Gestalt“ stammt aus der Gestaltpsychologie. Es ging um Wahrnehmung und es zeigte sich, dass wir beim Wahrnehmen stets das Geschaute komplettieren, bis es ein geschlossenes, erkennbares Ganzes darstellt: eben Gestalt angenommen hat.
Fritz Perls ging davon aus, dass viele Menschen in ihrer Persönlichkeit „zersplittert“ sind, ihnen also die „Ganzheit“ fehlt – und sie dadurch auch nur Teile von sich selbst bewusst erleben. Sein Ziel war es nun, es mithilfe der Gestalttherapie seinen Klienten zu ermöglichen, sich dieser verdrängten Anteile bewusst zu werden, diese zu akzeptieren und zu integrieren, sodass sie sich als Ganzes erfahren können.
Im Mittelpunkt dieser Therapie stehen drei Größen: das Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse, Kontakt und Kontaktfähigkeit sowie das unmittelbare Erleben im „Hier und Jetzt“.
So beschäftigen wir uns in der Gestalttherapie nicht so sehr mit den Geschichten und Erlebnissen von gestern oder den Fantasien von morgen, sondern fragen uns stattdessen: Wie mache ich es jetzt gerade, wie fühlt sich das jetzt an? Denn nur in der Gegenwart sind wir handlungsfähig.
"Neurotisches Verhalten ist eine gesunde Reaktion des Organismus auf ein krankmachendes Umfeld"
- Fritz Perls -
Dabei geht es nicht um das klassische Model von „krank“ oder „gesund“ sowie „richtig“ oder „falsch“, sondern darum, wertfrei wahrzunehmen, was oder wie es gerade ist – also um Bewusstheit, denn erst durch sie ist Veränderung überhaupt möglich.
Diesbezüglich wird der gesamte Erlebensprozess miteinbezogen: Körperhaltung, Gestik, Mimik, Tonlage und auch alle anderen den Sinnen zugänglichen Wahrnehmungen.
Und über dieses Erleben kommt der Klient in Kontakt mit dem, was ihn wirklich ausbremst und daran hindert authentisch und selbstbestimmt zu leben.
Oft handelt es sich dabei um unerledigte Geschäfte, Erlebnisse, nicht abgeschlossene Beziehungen, familiäre Prägung sowie übernommene Glaubenssätze, denen der Klient an dieser Stelle aktiv begegnen kann und so die Möglichkeit bekommt, sich selbst aus scheinbar festgefahrenen Situationen zu befreien, seine Bedürfnisse und Emotionen bewusst wahrzunehmen und seine Perspektive zu verändern.
In diesem Prozess werden die Selbstunterstützung sowie die Eigenverantwortung des Klienten unterstützt und gefördert. So gelangt er letztlich zu mehr Autonomie, Lebendigkeit und entwickelt ein neues stabileres Selbstvertrauen im Umgang mit sich und seiner Umwelt.